Über die Kompetenz und die richtige Unterscheidung zwischen wahr und unwahr.

Das einzige, was Wissenschaft im Kern tut, ist möglichst adäquat, valide und richtig zwischen dem was wahr – und dem was unwahr ist zu unterscheiden bzw. zu differenzieren.
Mehr tut das Wissenschaftssystem (nach Luhmann z.B.) nicht.

Die Norm ISO 9000 definiert Kompetenz als: „Fähigkeit, Wissen und Fertigkeiten anzuwenden, um beabsichtigte Ergebnisse zu erzielen“. Diese Definition ist in verschiedene andere ISO-Normen übernommen worden. Der dadurch beschriebene Begriff wird sowohl auf Personen als auch auf organisatorische Einheiten angewendet.¹

Das heißt, wer Experte in einem Fachbereich ist – sollte dort zuverlässig in der Lage sein, zwischen
wahr und unwahr zu unterscheiden.

Und nun stellt sich die Frage – wem soll man sein Ohr leihen?!
Im besten Fall natürlich den Kompetenten.

Aber wie unterscheide ich zwischen der Rede von kompetenten Leuten und inkompetenten Leuten.
Das ist gar nicht so einfach, aber es geht: Der Schlüssel dazu sind ihre eigenen Grund-Kompetenzen. Und zwar brauchen sie je nach Fachgebiet die entsprechenden Grund-Kompetenzen (Grund-Wissen).
Und zwar jenes Wissen, welches im jeweiligen Fach als “ziemlich gesichert” oder vielleicht sogar als
axiomatisch angesehen wird. Zusätzlich lassen sie bei einer fachlichen Erstbegutachtung stets die
Frage “Stimmt das?” im Hintergrund mitlaufen. Denken Sie da stets gut darüber nach. Nehmen sie
sich die Zeit, auch wenn der Vortrag schon längst vorbei ist.

Der Clou ist folgender. Sie brauchen eigene Grund-Kompetenzen, um überhaupt erst einmal zwischen kompetent und inkompetent unterscheiden zu können. Inkompetenz; und das ist eine der elementaren Probleme mit ihr: Ist nicht in der Lage zwischen Kompetent und Inkompetent zu unterscheiden. Und, wenn sie das nicht können und sie hören – zufällig den verschiedenen Leuten zu;
werden sie häufig auf inkompetente Münder treffen. Es gibt nämlich sehr viele Leute, die wissen
dass sie nur kompetent wirken müssen, um sich zu verkaufen. Und eben auf diese Leute fallen sie dann herein.

Das Beste ist also ihre Treffsicherheit bei der Unterscheidung zwischen wahr und unwahr zu
schärfen und sich die fundamentalen Kenntnisse des Faches, notfalls mit Trial-and-Error zu
erarbeiten. Wahr ist übrigens im pragmatischen Sinne immer das, was funktioniert.
Wahr sind die Dinge also dann, wenn Theorie und Praxis übereinander
deckungsgleich zum Stehen kommen.

Ich zeige ihnen das anhand der Wissenschaften. Dort sind die Grund-Kompetenzen folgende:
Wissenschaftstheorie, wissenschaftliche Methode(n) // Statistik und Erkenntnistheorie.
Wenn sie in allen diesen Bereichen sattelfestes Wissen und Kompetenzen haben –
ist das die beste Ausgangslage, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Kompetent <-> Inkompetent zu bewerten. Jemand der grundlegende Fehler in seinen Ausführungen mitschleift, die sie aber anhand ihrer erworbenen wissenschaftlichen Grund-Kompetenzen erkennen können, dann werden sie sich beim nächsten Mal evtl. einem anderen Redner oder einer anderen Autorin
zuwenden.

Eine weitere Methode um Inkompetenz sichtbar zu machen ist die – manchmal als sokratische
Manier oder mäeutische Vorgehensweise bezeichnete Technik. Man stellt sich höflich dumm
und fragt dort gezielt nach, wo man in der Rede des anderen Schwachstellen vermutet.
Manchmal führt das zur Aufdeckung der Inkompetenz – Manchmal aber auch
zur Entdeckung neuer Weisheiten auf beiden Seiten.


Hier eine mögliche Darstellung zwischen Kompetent/Inkompetent die sie über die öffentlichen
Medien erhalten:

Verteilung digitaler Kompetenzen in Deutschland


Und nun zum Abschluss ein kurzer Ausflug in die Organisationssoziologie. Gerade wenn man wegen inkompetenten Mitarbeitern Kunden oder Geld verliert, empfinden das die Verantwortlichen oft als besonders belastend. Gut – klar. Das ist ja auch Teil ihres Jobs. Ich gebe ihnen hier nun ein paar sehr
häufig geltende Überlegungen & Verhaltensweisen mit auf den Weg.

Erstens brauchen sie in der HR-Abteilung, also bei den Personalern wirklich kompetente Leute.
(Die übrigens aus menschlicher Sicht auch noch zu den großen Arschlöchern in der Firma zählen
müssen – weil sie knallhart in der Lage sein müssen, Personalentscheidungen – wider Sympathien –  zu treffen.)

Wer auch immer das Personal aussucht, muss selbst möglichst kompetent sein. Weil, wenn sie aufgepasst haben, dann wissen sie schon warum: Nur kompetente Leute können treffsicher zwischen inkompetenten und kompetenten (zukünftigen) Mitarbeitern unterscheiden.
Das kann und wird über den Erfolg ihres Unternehmens mitentscheiden.

[ Haben sie eine inkompetente HR-Abteilung… tauschen sie sie aus. Auch, wenn das teuer kommen kann. An so zentraler Stelle der Inkompetenz eine Heimat zu geben – bedeutet, die maximal mögliche
Ausbreitung der Inkompetenz (der Personaler) auf ihre gesamte Organisation. Im Allgemeinen ist zwar ein
weicher Reset risikotechnisch günstiger zu bewerten als ein harter; aber hier heiligt der Zweck die Mittel.]

Und nun noch ein letzter Tipp: Viele kennen das bestimmt. Man hat Kollegen*, die sind ein wenig grenzwertig bzgl. ihrer Kompetenzen. Aber irgendwie gehören sie zur Familie, irgendwie sind sie schon so lange dabei und irgendwie stehen sie nur mehr wenige Jahre vor ihrer Pension.

So ein Arschloch ist man dann vielleicht doch nicht – und man muss diese inkompetenten
Mitarbeiter* einfach durch- bzw. mitschleifen. Welche wahren Gründe das dann auch immer jeweils
haben mag.

Aber bitte. Setzen sie diese Personen so weit es geht an die Ränder der Firma.
Z.B. an den Rand einer sowieso schon randständigen Abteilung. Wissen sie warum…
Inkompetenz ist ansteckend. Und sie gefährdet das ganze Konglomerat an Prozessen, die ihr Unternehmen ausmacht. Setzen sie inkompetente Personen so weit an den Rand ihrer Firma, dass ihr ‘Gift’ den geringsten Schaden an der jeweiligen Abteilung und ihrer gesamten Organisation
verursachen kann.

(Und seien sie inkompetenten Personen niemals böse oder behandeln sie sie respektlos. Ich kann ihnen versichern: Wir alle haben maximal kleine Fußbreite Kompetenzinseln – umgeben von einem unendlichen Meer unserer Inkompetenzen. Selbst der Beste unter uns hat dieses Schicksal mit uns
gemein. Und so schickt es sich auch für einen Sokrates zu sagen: “Ich weiß, dass ich nicht weiß.”)


¹ https://de.wikipedia.org/wiki/Fachkompetenz     (Stand 03.09.2021 A.D.)


—ENDE—

P.s.: Wie üblich steht ihnen die Emailadresse: freismuth[ät]protonmail.com für Fragen und
Anmerkungen zu Verfügung. Ich bearbeite gerne fachspezifische Fragen und nehme Feedback stets
an. Danke.

Schönen Tag ihnen.