Benennungen für Teilgruppen der Gesellschaft.

Die Beschreibung der Begriffe und ihrer Verwendung ist der Beginn von so manchen Weisheiten.
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Vorwort: Vorausschicken möchte ich, dass die folgende Liste an Begriffen weit entfernt von jeder Vollständigkeit ist, und auch sein muss. Viel zu umfangreich ist die Historie der genannten
Begriffe und auch zu unterschiedlich ihre Verwendung bei den Damen und Herren die sie anwenden.
Der Beginn jeder Beschreibung wird allgemein gehalten sein. Die letzten Sätze jeder Beschreibung über die Verwendung, werden, wenn nötig, meinen eigenen Gebrauch wiedergeben.
Gehen sie im gemeinen davon aus das jeder Theoretiker und Theoretikerin – in jeder deren Arbeiten
eine leicht unterschiedliche Art und Weise haben für das: Was sie meinen, bezeichnen und benennen wollen. Wenn sie einen der folgenden Begriffe professionell verwenden ist es unabdingbar dazuzusagen, was bzw. wen sie damit aller meinen. Wenn sie z.B. über Klassen sprechen, sagen sie dazu, dass sie die Verwendung der Begriffe von z.B. Marx, Weber, Dahrendorf oder Bourdieu übernommen haben.


Fahren wir fort.

Dezil: Eine heute vor allem in der empirischen Forschung beliebter Begriff für die Einteilung einer Gesellschaft. Es bedeutet das sie nach der Anwendung, 10 x 10% große Bevölkerungsgruppen haben.
Oft verwendet wird es im Sinne der Einkommensgruppen einer Gesellschaft.
Nach Bourdieu würde sich auch eine Einteilung nach sozioökonomischen Attributen und Akzidenzien anbieten. Der Begriff des  ‘sozioökonomischen’ würde jedoch nach Bourdieu eine Bewertung aller
Kapitalsorten beinhalten. Eine solche Einteilung wäre allerdings empirisch kaum noch wertdefinit haltbar zu machen. Einfach weil sie für das soziale, kulturelle und symbolische Kapital keine soliden und fixen Zahlenwerte0 mehr bekommen. Diese Kapitalsorten lassen sich nur bedingt wirklich messen oder festlegen. Hier ist es dann besser, mit Milieus zu arbeiten. Diese sind bei der Quantität flexibler
und bei der Qualität nochmal etwas genauer.


Klasse: Manchmal auch Soziale Klasse genannt. Wenn sie heute diesen Begriff noch verwenden wollen, sollten sie genau wissen, was sie tun. Sie machen sich damit schneller Feinde als ihnen lieb ist. Ganz brauchbar und auch auf die historische Entwicklung dieses Begriffs eingehend ist der derzeitige deutschsprachige Artikel auf der Wikipedia. Abgerufen am 10.01.2022:

https://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Klasse




 


Milieu: Wenn sie diesen Begriff mit Bedacht verwenden ist er ausgesprochen harmlos.
Sie müssen ihn nur sprachlich insofern mit Leben füllen, indem sie das Milieu und die Attribute, die sie zur Selektion verwenden, mit angeben. Sehr bekannt ist die Einteilung nach SINUS. Auch Sinus-Milieus genannt: https://de.wikipedia.org/wiki/Sinus-Milieus

Milieus_nach_dem-SINUS-Institut
Besonders in der Werbe- und Marketingbranche wird der Begriff Milieu gerne verwendet.
Sie können die Einteilung so gestalten, dass sie die Zielgruppe für ihr Produkt explizit feststellen lassen. Das Ergebnis als Milieu bezeichnet entspricht dann genau jener Gruppe, welche aufgrund der ihr zugeschrieben Attribute das höchste Kaufinteresse an ihrem Produkt haben wird.


Klüngel: Ähnlich wie das Wort Clique, nur dass man das Wort Clique eher nicht in einem seriösen
Paper erwarten würde. Weil Clique schon sehr persönlich ist. Eins ist aber klar. Ein Klüngel bezeichnet eine (größere) Gruppe von
Personen, die über einen übergeordneten & gemeinsamen
Interessensraster verfügen. Dabei ist der Interessensraster jenes, welches die Personen verbindet.
Und nicht wie etwa gegenseitige Sympathie – wie man es bei einer Clique annehmen würde.


Elite: Wieder ein etwas schwieriger Begriff. Dazu gibt es Folgendes zu sagen. Und ich halte mich hier nun an Leute wie Machiavelli und Michael Hartmann et al.

Machiavelli (1469 – 1527 †) verwendet zwar noch nicht den Begriff einer Machtelite. Aber er wird gerne als einer der ersten zitiert, um eine gewisse Dualität zwischen den Großen und dem Volk herzuleiten.

Eins sei hier anzumerken. Die eine einzige Elite gibt es so in dieser Form nicht. Besser sie verwenden den Begriff in der Mehrzahl. Zum einen hat Hartmann empirisch festgestellt, dass sich die Eliten eines Landes, großteils aus Personen zusammensetzt, welche auch im Land selbst geboren sind.
Und Unterscheiden sie auch immer zwischen Wissenschafts-, Kultur-, Medien-, Sport-, Politische-, Ökonomische-, etc. Elite. Eine wichtige Gruppe unter den Eliten stellt die Machtelite dar. Das ist also
jene Personengruppe, die wahrlich das Zepter in der Hand hält und wirklich in der Lage ist, das Land zu ändern.

Die Machteliten eines Landes sind, wie es bei einem Klüngel üblich ist, über einen gemeinsamen Interessensraster miteinander verbunden. Es gibt in den internen Papieren Hartmanns  sogar für einige Europäische Länder eine Namensliste der entsprechenden Angehörigen dieser  Personengruppe. Sie wird aber nicht veröffentlicht, weil man ja hergehen könnte und statt ‘Angehörige der Machtelite’ als Überschrift auch einfach Todesliste darüber schreiben könnte. Das würde Stalin ganz gut gefallen. Zu dieser Personengruppe gehören auf alle Fälle die Personen der Regierung, diverse einflussreiche Funktionäre, die ökonomische Elite und die Medienelite (eines Landes.)

Hartmann nennt als Eliten eines Landes ungefähr ~ 3 % der Gesamtbevölkerung.
Dabei werden alle verschiedenen Eliten in einen Topf geworfen.

Die Occupy Wall Street Bewegung nennt das berühmt-berüchtigte ökonomische
oberste 1 %
als den Herd der allermeisten Probleme.

Zusammenfassung: Eliten statt Elite sagen wenn möglich. Elite rekrutiert sich großteils im eigenen Land. Machtelite speist sich aus den Politischen-, Ökonomischen- und der Medieneliten. Wenn sie den Begriff verwenden, differenzieren sie aus, wen oder was sie genau für eine Elite sie meinen.

Übrigens ist eine der Gegenstrategien der Machteliten und ihrer Agenten zu demokratischen Bewegungen – den Elitenbegriff an-sich zu diffamieren. Das ist plump und auch noch falsch. Der Elitenbegriff wird in den verschiedenen wissenschaftlichen Fachbereichen nicht nur benutzt. Er ist auch ein absolut zulässiger und empirisch abgesicherter Begriff.

https://de.wikipedia.org/wiki/Elitesoziologie


Oberschicht: Wie die meisten Begriffe hier, abhängig von Wissenschaftlerin und Wissenschaftler.
Im Allgemeinen meint man damit die obersten 10 % in einer Gesellschafts-Hierarchie.


Mittelschicht: Wie die meisten Begriffe hier, abhängig von Wissenschaftlerin und Wissenschaftler.
Im Allgemeinen meint man damit die mittleren 70 % auf der sozioökonomischen Leiter einer Gesellschaft bzw. Population.

Und anhand dieses Begriffs erkläre ich nun eine auftretende Schwierigkeit. Es lässt sich statistisch, also empirisch in allen neoliberalen Ländern eines beobachten. Für jede Person, die ein Dezil oder eine Klasse aufsteigt – müssen drei Personen ein Dezil oder eine Klasse absteigen. Die sogenannten Abstiegsängste der Mittelschicht sind also nicht nur gefühlt vorhanden, sondern sie lassen sich empirisch signifikant, evident und solide belegen. Damit wird mit jedem Jahr die Mittelschicht in (China hat andere Probleme), den angelsächsischen Ländern und Kontinentaleuropa kleiner. Dennoch bezeichnen sie im nächsten Jahr die Mittelschicht wieder als 70 % groß. Sie brauchen also eine definierte Basis aus vergangenen Jahren mit guten Rohdaten – um von dort weg die Entwicklung in absoluten Zahlen zu beschreiben.


Unterschicht: Dahrendorf sagt, dass die Unterschicht nur etwa 5 % der Gesellschaft umfasst.
Dies ist allerdings heute und für die meisten Länder falsch. Die Unterschicht zeichnet sich durch ähnliche Attribute aus. Z.B. dass die gleichen ökonomischen Probleme auf jeden, mal mehr mal weniger, von ihnen zutreffen. (Das Bild stellt das sogenannte Dahrendorf-Häuschien dar.)

Dahrendorfhaus

Das bedeutet: Art und Weise der ( Unterschichten- ) Kriminalität, Probleme beim Finanzieren von Wohnung, Energieversorgung und Nahrung. Etc. pp.  In Kontinentaleuropa kann man ~ 20% der
Bevölkerung dieser Schicht zuordnen. (Ergo: 10% Oberschicht, 70% Mittelschicht, 20% Unterschicht)


Pöbel: Ist ein altes abschätziges, polemisches Schmähwort, mit dem andere Menschen diskreditiert
werden sollten, die sich der herrschenden Kultur nicht einfügten. Der elitäre Unterton kommt heute
in dem Verb „pöbeln“ zum Ausdruck und soll den Ausschluss vom demokratischen Diskurs
begründen.

Ich verwende den Begriff ganz gerne. Ich habe nämlich kein Interesse ständig die Plebs
anzulügen und ihnen zu verheimlichen – wer oder was – sie in Wahrheit sind. Ich würde
das als unehrlich empfinden. Verzeihen sie mir das bitte.

-Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%B6bel


<!-- Martin Gilens hat einmal eine zehn Jahre dauernde Untersuchung über den politischen Einfluss der US-Amerikaner auf die gemachte Politik erstellt. Darüber gäbe es viel zu sagen, besonders die verwendeten Methoden sind innovativ und bemerkenswert. Diese hier nun zu erklären würde allerdings den Umfang dieses Blog-Artikels bersten, aber abschließend lässt sich sagen, das man keine empirischen Nachweise finden konnte, dass die untersten 70 % der US-Amerikanischen Bevölkerung auch nur irgend einen Einfluss auf die von der US-Administration gemachte und veranlasste Gesetzgebung hat. Für die USA zutreffend kann man sagen, dass die unteren 70 % der Bevölkerung - Pöbel ist. [Ich hätte mal gerne für drei Länder in Kontinentaleuropa eine von den Methoden her, identische Studie gemacht. So das die Ergebnisse vergleichbar wären. Aber der Arbeitsaufwand ist enorm. Das schafft niemand alleine, auch wenn er 10 Jahre Zeit hat. Auch Gilens hatte Helfer*. Übrigens: Wenn sie in Österreich bei der Arbeiterkammer (Institut das von jenen bezahlt wird die was arbeiten.) nachfragen, wie hoch sie den Wert für die am politischen am Diskurs - nicht teilnehmenden Bevölkerung schätzen, sagen die ihnen 1/3. Das ist wohl eine tendenziell optimistische Schätzung - dies könnte aber auch als Gefälligkeit gegenüber den Sozialpartnern geschuldet sein. Immerhin spricht ein gutes 1/4 der Population Österreichs nichtmal recht die deutsche Sprache. Sicher sagen kann und muss man aber auch das die in Österreich praktizierte Soziapartnerschaft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern - ausgesprochen performant für ein Land in der Größe und den Gegebenheiten herausgestellt hat. Zumindest die Geschichte nach 1945 legt diesen Schluss nahe. Auch die faktische Lebensrealität der besonders benachteiligten Menschen in Österreich liegt deutlich näher bei der Lebensrealität der Menschen in der Schweiz, als jener Lebensrealität deutscher Pfandflaschensammler.] -->Pleb: Die Plebejer (lateinisch plebs, f, „Menge, Volk“) waren in der römischen Republik alle Bürger, die nicht dem alten Erbadel, den Patriziern (lat. patres „Väter, Vorfahren“), angehörten. Zu den Plebejern zählte also die große Mehrheit der Römer, vor allem Bauern und Handwerker, aber auch Händler und Wohlhabende. Sie dürfen daher nicht mit den proletarii gleichgesetzt werden, die nur einen Teil der plebs bildeten.

-Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Plebejer


Patrizier: Patrizier (lateinisch patricius, Griechisch: πατρίκιος) war die Bezeichnung für Angehörige des römisch-antiken Patriziats, der alteingesessenen und senatsfähigen Oberschicht im antiken Rom. Dieser Begriff wurde seit Anfang des 16. Jahrhunderts auch für die sozial relativ abgeschlossene Oberschicht in vielen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten übernommen, die sich vor allem im 13. bis 15. Jahrhundert gebildet hatte. Dieses spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Patriziat wird hier behandelt. 

-Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Patrizier


Proletarier: Ein Begriff der stark an Marx erinnert. Kein Wunder. War er doch die Gegenkraft zur von ihm als Kapitalisten bzw. Bourgeoisie gennanten Gruppe. Neben diesen zwei Hauptdarstellern nannte Marx auch noch andere gesellschaftliche Gruppen. Z.B. nannte er das Lumpenproletariat. Dem er aber – wie auch Rosa Luxemburg – keine Rosen streute. Er sah diese Gruppe von Leute für eine Teilnahme an einer Revolution unbrauchbar. (Heute weiß man aus Erfahrung das Revolutionen praktisch, manchmal früher – manchmal später – nur Ärger bringen und sonst nicht viel. Eine sanfte Annäherung an ein gemeinschaftlich gedachtes Ideal hat nicht nur mehr Erfolg, es kostet auch weniger Leben.)


Prekariat: Prekariat ist die Bezeichnung der Soziologie für eine Gruppierung, die durch Unsicherheit im Hinblick auf die Art der Erwerbstätigkeit ihrer Mitglieder gekennzeichnet ist. Die Bewertung dieser Unsicherheit als prekär akzentuiert den Aspekt, dass Lebensverhältnisse schwierig sind, bedroht werden oder zum sozialen Abstieg führen können. Mit dem Begriff Prekariat werden Gruppierungen bezeichnet, die aufgrund ihrer Lebensumstände sozial abgestiegen sind bzw. von sozialem Abstieg und von Ausgrenzung bedroht sind, wobei diejenigen Eigenschaften und Tendenzen betont werden, welche die Gruppe als prekär darstellen. Eine einzelne Person des Prekariats wird als Prekarier bezeichnet.

Um eine Größenordnung bezgl. der Quantität der prekär beschäftigten Population in neoliberalen
E.U. Ländern zu bekommen merken sie sich die Zahlen 33% & 50%. Frankreich erziehlt derzeit noch
vor Deutschland die höchste Quote an prekär beschäftigten. Wobei der Tendenz nach die Frauen eher in Richtung der 50% Quote und Männer eher so in Richtung der 33% Quote dingfest zu machen sind.

-Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Prekariat


Volksgruppe: Gemäß § 1 Absatz 2 Volksgruppengesetz sind unter Volksgruppen “die in Teilen des [österreichischen; B.F.] Bundesgebietes wohnhaften und beheimateten Gruppen österreichischer Staatsbürger mit nichtdeutscher Muttersprache und eigenem Volkstum” zu verstehen.

In Österreich bestehen folgende 6 autochthone Volksgruppen:

  • die kroatische,
  • die slowenische,
  • die ungarische,
  • die tschechische und
  • die slowakische Volksgruppe sowie
  • die Volksgruppe der Roma.

Quelle: https://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/volksgruppen.html


Population: Seien sie Vorsichtig bei der Verwendung. Sie müssen denn Begriff immer erst mit einem konkreten Inhalt füllen. Sonst werden sie schnell und leicht in die Ecke der Biologisten gestellt.
Ich mag diesen Begriff sehr gerne, weil er sich beliebig mit Inhalt füllen lässt und erst einmal nur ausdrückt, dass man damit eine wie auch immer geartete Gruppe von Personen meint.

Also:

.) Die Population aller Südamerikaner.
.) Die Population aller einheimischen Universitätsangehörigen.
.) Die Population aller deutschsprachigen Personen in Mitteleuropa.
.) Die Population Österreichs.

[ Hier sehen sie wie gut, schön und universell sich der Begriff verwenden lässt. Mit Population Österreichs meinen sie alle Menschen, die sich auf österreichischem Gebiet, mit einem mehr oder weniger fixen Hauptwohnsitz und hier beheimatet fühlend – aufhalten. Ist ihnen das zu heikel, verwenden sie die Bezeichnung Österreichische Zivilgesellschaft. Wobei diese Zivilgesellschaft nur mehr die Gruppe aller organisierten Zivilisten im Land meint. Die Zivilgesellschaft ist also
zahlenmäßig kleiner als die Population Österreichs. Österreichische Population bezeichnet im Kern
die sich im Land beheimateten Personen, die man neudeutsch auch als Stakeholder Österreichs
bezeichnen könnte. ( Das englische Wort Stakeholder bedeutet „Teilhaber”. ) ]


Universitärer-Überbau: Fix angestellte Lehrkräfte und der Rektor*.


Abschließend lässt sich sagen: Die Grenzen ihrer Sprache sind auch die Grenzen ihrer Welt.

0 Es gibt zwei bekannte Instanzen die denoch, teils mit anderen Definitionen von Sozioökonomie
aber auch unter Zuhilfenahme von Proxyindikatoren versuchen – belastbare Zahlen zu bekommen.

1.) https://de.wikipedia.org/wiki/International_Socio-Economic_Index_of_Occupational_Status
2.) https://www.diw.de/de/soep

— Ende —

P.s.: Wenn sie Fehler oder Ungereimtheiten finden, treten sie gerne mit mir in Kontakt.